Saarbrücker Zeitung, 11. Juni 2001, Saarlandseite
 

Besucher auf Schnupper-Kurs

Der "Tag der offenen Tür" an der Saarbrücker Universität zog rund 10 000 Interessierte an

"Einen Kaffee trinken? Jetzt? Geht nicht, muss zur Vorlesung", sagt die junge Frau. Und das an einem Samstag um 10 Uhr. Wie ihr geht es vielen Besuchern des "Tages der offenen Tür" an der Saarbrücker Uni.

Saarbrücken (kaw). Mit über 200 Einzelveranstaltungen präsentierten die einzelnen Fachbereiche, was an der Universität gelehrt und geforscht wird. Von Archäologie über Psychologie bis zu Werkstoffwissenschaften war wirklich für jeden etwas dabei. Die große Frage lautete eher: Wir quetsche ich so viele interessante Vorlesungen wie möglich in einen Tag? Volles Haus beim Praktikum "Cremes und Bäder - selbstgemacht" der Pharmazeuten, volles Haus bei "Harry Potter: Eine sprachwissenschaftliche Einführung für Muggel" der Anglisten. Hörer zwischen fünf und 75 Jahren drängen sich auf die letzten Plätze auf der Treppe. So wie Denis Grelich aus Bexbach. "Ich möchte später mal studieren, weiß aber noch nicht was und wo", sagt der 15jährige Schüler, "also nutze ich diesen Tag zum Reinschnuppern. Bis jetzt gefällt es mir sehr gut." Gerade war er in der Physik-Vorlesung "Vom Feuer des Prometheus bis zum Laserstrahl", wo Professor Wichert mit Nebelschwaden Laser sichtbar gemacht hat.

Nicht alle Besucher haben diese Energie. Die meisten zieht es nach so viel Wissenschaft erstmal auf die große Wiese. Hier spielt das "Peter Decker Quintett" mit Professor Scheer am Saxofon, viele sammeln sich auch beim "Quizshow Spezial: Länder, Menschen, fremde Sprachen" vom Sprachenzentrum und dem Hochschulradio "Univox". Zwei Schritte weiter rollen die japanischen und chinesischen Studierenden Sushi und Frühlingsrollen. Wer es nicht so exotisch mag, greift beim Frankreichzentrum zu Croissant oder Käse. Oder stellt sich in die lange Schlange vor dem Schwenker. Sind das alles Leute aus der Vorlesung von Mathematik-Professor Alfred K. Louis? Der hatte morgens anhand von Differentialgleichungen und Ableitungen die Schwenkzeit für optimale Knusprigkeit errechnet. Nachmittags zieht es dann wieder viele Besucher zu den Vorlesungen im Großen Hörsaal. Der Pharmazeut Professor Claus-Michael Lehr doziert allgemeinverständlich über neueste Forschungsergebnisse aus Gentechnologie und Gefäßchirurgie. "Die Universität bekommt viel Geld, auch von Ihnen als Steuerzahler. Es ist schön, dass Sie hier sind und sehen, wofür das ausgegeben wird", bedankt er sich bei seinen Hörern. Ungefähr 10 000 Besucher hatten sich am "Tag der offenen Tür" von Forschung und Lehre an der Uni überzeugen und Anregungen mit nach Hause nehmen können. "Die brechend vollen Hörsäle freuen mich ganz besonders", meint Universitätspräsidentin Margret Wintermantel.

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